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Die Westküste einer Insel hat für mich immer eine ganz besondere Anziehungskraft, die mit wenigen Worten erklärt ist: Sonnenuntergang im Meer - wenn dann noch eine nette Strandbar einen Aperitivo bereithält, kann der Tag nicht besser Richtung Abend gleiten!
Ist das Naturschauspiel zu Ende, so führt mich der Hunger schnell zum nächsten Akt, der Cena alias Abendessen. Doch Halt, ein wenig der reichlich vorhandenen Kultur sei am Weg zu Tisch erwähnt. Um hierher zu kommen, durchquert man zwischen Syrakus und Ragusa die Berge und Täler der Monti Iblei. In der Schlucht von Cava Ispica stößt man auf bis zu 3.000 Jahre alte prähistorische Gräber. Ziel der heutigen Etappe sind Ragusa und Modica, die so einiges gemeinsam haben, so nebenbei eine freundliche Rivalität pflegen.
In beiden Städten gibt es beeindruckende Kathedralen, beide sind durch eine Ober- und eine Unterstadt geteilt. Modica hat sich weit über die Küstenlinien Siziliens hinaus einen Namen in Sachen Schokolade gemacht, in Ragusa wiederum komme ich niemals an den mit süßem Ricotta gefüllten Panzerotti (kleine Teigtaschen) vorbei.
Die fruchtbaren Böden dieses Inselabschnitts versorgen ganz Italien mit Frühlingsgemüse, den großen, leicht süßlichen weißen Zwiebeln (Giarnatana), Mandeln, Oliven und Trauben. Womit ein Wort dem Wein gewidmet ist, von hier stammt der rote Cerasuola della Vittoria DOCG.
Neben Gemüse „gedeihen“ in dieser Provinz die Viehbestände, deren Kühe Milch zu Käse veredelt nach 6 Monaten Reifezeit zum goldenen Ragusano DOP wird. Die bis zu 15 kg schweren Käseblöcke werden im Hängen gereift, dabei regelmäßig mit einer Öl-Essig-Mischung eingerieben. Ein Traum von Käse.
Fixer Bestandteil der regionalen Küche ist Broccoli, was mich (schon ein wenig hungrig, der Aperitivo mit Sonnenuntergang in Marina di Ragusa wirkt appetitanregend) zum Rezept der Pasta con broccoli e alici bringt.
Zutaten für 4 Personen: 1 kg Broccoli in kleine Röschen zerteilt, 80 - 100 g eingesalzene Sardellen (es gehen auch in Olivenöl eingelegte), Knoblauchzehen, ein wenig Chili, 3 EL Olivenöl und kurze Pasta (am besten jene in Muschelform – Cavatelli oder Conchiglie).
Als erstes garen wir den Broccoli in kochendem Salzwasser ca. 5 Minuten bissfest, im Sieb abtropfen lassen. Sollten Sie frische Sardellen bekommen, so diese zwischenzeitlich filetieren. Nun das Olivenöl in einer großen Pfanne erhitzen, darin bei niedriger Hitze Chili und die Knoblauchzehen (im Ganzen) anbraten. Sardellen zugeben und mit einer Gabel zerdrücken bis sie fast aufgelöst sind. Knoblauch und Chili müssen nun wieder raus, dafür kommt der Broccoli in die Pfanne und gart im Duett mit dem aufgelösten Fisch auf sehr niedriger Stufe für ca. 15 Minuten. Genau die Zeit, die die Pasta zum Al-dente-Werden benötigt. Ein wenig des Nudelwassers auffangen und mit den abgetropften Nudeln in die Pfanne geben, mit der Sauce bei starker Hitze für 2,3 Minuten durchschwenken. Sofort servieren und am besten einen gut gekühlten Weißwein, z.B. einen Inzolia (auch Ansolica, oder Ansolia genannt) als Weinbegleitung andenken und einschenken.
Von dieser Speise gibt es auf Sizilien unzählige Varianten. Sehr schmackhaft eine Variante, bei der geschälte Tomaten, Tomatenmark, Rosinen und Pinienkerne mit dem vorgekochten Broccoli und der Pasta in einer Kasserole landen, mit Parmesan oder Pecorino bestreut für 45 Minuten ins Backrohr kommen.
Apropos Ragusa: Da war dann noch dieser Commissario Montalbano …
In diesem Sinne „Buon appetito und alla prossima“!
Ihr CONTE DeCESARE!